Red and White Dynamite

Crufts – Die Anreise

Als wir mit den Ausstellungen angefangen haben, meinte ich mal lapidar zu Stephan: Wenn wir das machen, möchte ich unbedingt mal auf die Crufts. Das war damals nur so dahin gesagt und erschien mir wie eine eher unwahrscheinliche Idee. Aber heute ist es soweit, wir fahren wirklich nach Birmingham zur Crufts 2017. Nachdem sich Edison letztes Jahr ganze dreimal qualifizieren konnte, seine ATC Number vom The Kennel Club erhielt, wir ihn im November angemeldet haben und uns vor ein paar Wochen die Showunterlagen ins Haus geflattert sind, steht dieser spannenden Reise nichts mehr im Wege. =)

Bei einem Blick auf die Karte hatten wir festgestellt, dass die Entfernung zwischen Rheine und Birmingham gar nicht sooo groß ist. Die knapp 900 Kilometer schafft man laut Google innerhalb von ca. 8 Stunden und 45 Minuten, inklusive des Eurotunnels. Trotzdem hieß es zeitig aufzustehen, damit wir unseren gebuchten Zug in Calais um 13.20 Uhr nicht verpassen. Auf dem Weg dorthin waren wir ländermäßig ziemlich fleißig. Von Deutschland, über die Niederlande, durch Belgien ging es nach Frankreich und das alles innerhalb von rund 5 Stunden.

Am Eurotunnel in Calais angekommen, lief die veterinärmedizinische Untersuchung für die Einreise von Edison nach England extrem reibungslos. Wie auf der Seite Le Shuttle beschrieben, gabt es bei der Ankunft vor den Terminals direkt eine Spur mit Tierpfoten, die uns zur Pet Reception brachte. Scheinbar hatten wir eine super Uhrzeit erwischt, denn wir mussten überhaupt nicht warten, sondern kamen gleich an die Reihe. Prompt wurde Edisons ID-Chip geprüft – was ich überraschenderweise selbst übernahm –, geschaut, ob er die vorgeschriebene Tollwutimpfung besitzt und seine letzte Wurmkur im Zeitraum von maximal 120 Stunden, sprich 5 Tage, und mindestens 24 Stunden vor der Einreise vom Tierarzt verabreicht und dokumentiert wurde. Wie erwartet gab es da keine Probleme. Wir erhielten den Aufkleber für Edisons Einreise, der an der Frontscheibe des Autos angebracht wurde. =) England wir kommen!

Beim Aufbruch zum eigentlichen Check-In sind wir dann allerdings einmal falsch abgebogen. Das hatte zur Folge, dass wir fast das gesamte Arreal rund um den Eurotunnel einmal abgefahren sind. Dabei wurden uns die riesigen Ausmaße der Anlage bewusst. Nach ein paar Kreisverkehren, die wir in den nächsten Tagen noch »lieben« lernen sollten, standen wir dann aber am Terminal. Dort wurden wir mit der Option überrascht, einen früheren Zug nehmen zu können. Überhaupt war der Check-In ein bisschen spooky, denn der Terminal-Computer wußte direkt beim Ankommen, wer wir sind. Entsprechend begrüßte er uns als Frau und Herr Zavodny. Im Nachhinein vermuten wir, dass er unser Nummernschild gescannt und zugeordnet hat. Von ihm bekamen wir schließlich einen Rückspiegel-Anhänger aus Papier mit dem Buchstaben W. Ein super System zur Orientierung, denn auf allen folgenden Anzeigetafeln wurde mit dem W gearbeitet, um die Autos zu ihrem Zug zu bringen. Vor der Ausreise aus Frankreich wurden wir allerdings noch von einer Truppe Militärpolizisten mit MPs im Anschlag herausgewunken. Sie wollten unbedingt einen Blick in unseren Kofferraum werfen. Okay!? Also stieg Stephan aus, öffnete den Kofferraum und Edison freute sich wie ein Schneekönig jemand Neuen kennenzulernen. =))))) Darauf meinte der Beamte sofort, Stephan könne den Kofferraum wieder schließen. Hahahaha! Mit Hund erlebt man halt immer wieder neue lustige Situationen.

Die Einreise auf die Insel verlief ohne besondere Vorkommnisse. Auf die Frage, was der Grund unseres Besuches sei, meinte der Kontrolleur, wir wären heute nicht die Ersten und vermutlich auch nicht die Letzten mit diesem Reiseziel. Durch unsere frühere Abfahrt ging es für uns geradewegs zum Zug. Das Verladen der ganzen Autos lief dort wie am Schnürchen. Je nachdem zu welcher Öffnung man dirigiert wurde, ging es in die obere oder untere Etage. Für uns gab es ein Plätzchen im oberen Bereich. Dort wurde der gesamte Zug nach dem Beladen der Autos durch herunterfahrende Wände in Einheiten mit je vier Autos unterteilt. Durch Türen an den Seiten war es jedoch weiterhin möglich, den gesamten Zug zu begehen. Die eigentliche Kanalüberfahrt, wobei man ja eigentlich Unterfahrt sagen müsste, dauerte ca. 30 Minuten und war problemlos. Lediglich der Ohrendruck wie beim Fliegen war wahrzunehmen. Besonders wichtig war uns im Vorfeld, dass die Reise für Edison so entspannt wie möglich abläuft. Der Eurotunnel entsprach demnach genau unseren Vorstellungen. Edison verbrachte die Zeit bei geöffnetem Kofferraum gemütlich auf seiner Decke.

In England angekommen, merkte man sofort die Veränderung der Umgebung. In Frankreich schien gerade noch die Sonne, hier war es eher grau. Dafür war die Landschaft hüglig, satt und grün im Gegensatz zur eher flachen Umgebung der bisherigen Anreise. Das eigentlich Spannende war jedoch der Linksverkehr. An sich gar nicht so schwierig, wenn man sich an den anderen orientiert und auf seiner Spur bliebt. Etwas kniffelig wird es allerdings, sobald man in einen Kreisverkehr fährt. Und davon gab es massig auf unserem Weg nach Birmingham, da die Autobahnkreuze in England scheinbar fast ausnahmslos über Kreisel geregelt werden. Kleiner Tipp: lieber weiter rechts einordnen als ganz links, sonst muss man eher aus dem Kreisverkehr raus als man eigentlich möchte. Was dann nach unserer Erfahrung zu weiteren Kreiseln führt. =)))) Nach kurzer Eingewöhnung orientierte sich Stephan allerdings super und wir brachten die letzten 205 Meilen bis zum Ziel auf englischem Boden hinter uns.

Am Holiday Inn angekommen, trafen wir auch direkt auf Isabel, die uns mitteilte, dass für den Abend bereits ein großer Tisch gebucht wurde. So lobe ich mir das, den Cruftsbesuch mit einem gemeinsam Essen in großer Runde zu starten. Kurzfristig war es uns nämlich gelungen, doch noch ein Zimmer im selben Hotel wie Isabel aus Belgien, Linda, Kelly und Jennifer aus den Niederlanden sowie Melanie und Sam aus England zu bekommen. Wir waren eine internationale Tollertruppe! =)

Nachdem wir alles aufs Zimmer gebracht hatten, trafen wir Linda auf dem Flur. Sie teilte uns mit, dass Kelly und Jennifer auf dem gleichen Gang ein Zimmer haben. Eine kurze Quatschpause musste da natürlich sein, bevor es mit Edison erstmal nach draußen ging. Im Anschluss blieb nicht mehr viel Zeit bis zum Essen und wir mussten uns sputen. Das Essen fiel relativ typisch englisch aus mit Pie, Gemüse und Salat. Da es für alle bereits ein ziemlich langer, anstrengender Tag gewesen war, löste sich die Runde zu nicht all zu später Stunde auf. Für uns hieß es noch die letzten Vorbereitungen für den morgigen Tag zu treffen und dann einfach müde ins Bett zu fallen.