Hannoveraner Toller-Treffen (HTT) 2016
Das obligatorische Aufstehen gegen 5 Uhr um pünktlich eine Stunde später zu starten, haben wir uns mit leckeren Brötchen und Kaffe vom Bäcker Brotliebe versüßt. Das ist bei so zeitigen Starts inzwischen ein liebgewonnenes Ritual für uns. Die Fahrtzeit betrug knapp zwei Stunden, so dass wir bereits um kurz vor acht in Wunstorf zum großen Toller-Treffen ankamen. Auf dem Parkplatz wurden wir prompt von einem sehr niedlichen Anblick begrüßt. Ein Wagen vor uns schauten zwei Toller-Puppies aus dem Kofferraum, yayy! :) Die restlichen Parkplätze füllten sich ebenfalls rasant mit weiteren Teilnehmern. Darunter waren auch gleich mal Gerja und Maike mit ihren Tollern. Nach einem kleinen Fünf-Minuten-Marsch standen wir bereits mitten in der sogenannten Sandkuhle. Ein riesiges Gebiet, das wirklich keine Wünsche für einen Workingtest offenlässt. Der viele Regen am Tag zuvor bescherte uns allerdings einiges an Matsch und Pfützen auf dem Gelände. So richtig nach Edisons Geschmack.
An dieser Stelle schon mal eine kleine Vorwarnung: der Bericht fällt ein wenig länger aus als sonst. :D
In der Sandkuhle trafen wir Sigrid und Frieda, die kurz vor uns angekommen waren. Natürlich haben wir erst mal ein bischen gequatscht und geschaut, wer sonst so alles da ist. Dabei war es schön zu sehen, dass wir inzwischen durch die Ausstellungen einige Gesichter und Toller mehr oder weniger kennen. Ein kleines Highlight an Rande, vor allem für Julia, war eine ziemlich große Gruppe von Puppies. Damit hatten wir so überhaupt nicht gerechnet.
Bei der Anmeldung entschied ich mich noch von der Anfängerklasse in der Schnupperklasse zu wechseln, was problemlos von der Sonderleitung gewährt wurde. Nach einer kleinen Ansprache vom Sonderleiter Günther Schmieter inklusive der Vorstellung aller Richter und Helfer, sowie der Zuteilung der einzelnen Übungsgebiete für die verschiedenen Starterklassen fing unserer erster, wenn auch inoffizieller Workingtest an. Witzigerweise war eine Trainingskollegin und selbst Tollerbesitzerin, die ich aus Ibbenbüren kenne, als Helferin bei uns in der Schnupperklasse am Start. Durch die kurzfristige Ummeldung war ich bei jeder Aufgabe allerdings als Letzter an der Reihe, daher Hinweis ans zukünftige Ich: so einen Unfug das nächste Mal einfach sein lassen, die viele Warterei am Anfang hat Edison nicht gutgetan. Der Kleine war komplett unausgewogen im Vergleich zu seiner Coolness, die er üblicherweis beim Training oder auf Ausstellungen an den Tag legt.
Aufgaben
1. Schuss, Markierung fliegt in 20m bis 30m Entfernung, im Anschluss wird auf 3 Uhr zum Team mit einem Brrt-Laut der zweite Dummy geworfen, den der Halter als erstes alleine holen muss, wieder zurück beim Hund darf dieser auf die erste Markierung geschickt werden
Der Weg durch den tiefen Sand zum Startpunkt, wo der Richter bereits auf uns wartete, war schon nicht einfach für mich, da Edison leider so gar nicht bei Fuß laufen wollte, es zog ihn immer wieder ’nen halben Schritt voraus. Ich merkte natürlich sofort, wie er unbedingt seine aufgestaute Energie loswerden wollte. Endlich angekommen, setzte ich ihn ab. Der Richter erklärte mir die Aufgabe, danach leinte ich ihn ab. Auf mein Zeichen konnte es losgehen. Schuss kam und der erste Dummy flog. Edison blieb sitzen. Dann rechts neben uns ein Laut und ein zweiter Dummy flog, den Edison auch mitschnitt. Nun wartete ich einen Augenblick und überlegte, wie ich es am besten anstelle. Meine Routine durch Thomas’ Training war wie verflogen, ich machte nicht einfach. Ich entschied mich für ein verbales Signal, damit Edison sitzenbleibt während ich den Verleitdummy hole. Dieser hatte allerdings so einen hohen Energiepegel, dass er mein Bleib als Apportsignal missdeutete und einsprang. Das war neu für mich. Ein hinterhergebrülltes zweites Bleib veranlasste ihn dann immerhin instant umzukehren und zu mir zurückzukommen. Nun konnte ich den Verleitdummy holen. Nachdem ich ihn verstaute und wieder bei meinem Energiebündel ankam, konnte ich ihn endlich schicken. Ich habe ihn selten so schnell raus und wieder reinkommen sehen. Leider musste ich am Ende noch ein Zu mir Signal geben, da er mit dem Dummy in Richtung Julia lief, die fleißig in der Hocke rechts hinter mir fotografierte. Immerhin, die Abgabe war dann wieder so, wie ich es von ihm gewohnt bin. Er blieb so lange neben mir mit dem Dummy im Fang sitzen, bis ich ihn ihm abnahm.
Manöverkritik mit dem Richter
(–) Einspringen (Edisons Unruhe geschuldet, einfach im Vorfeld schonmal ein/zwei Dummies werfen)
(–) das Abdriften am Ende (ruhig pfeiffen, wenn man merkt, dass der Hund nicht direkt zurückkommen will)
(+/–) wenn mehrere Dummies fliegen, sollte man den Hund neu ausrichten, damit er sie auch mitbekommt
(+) Geschwindigkeit
(+) Markierleistung
(+) Abgabe (der Richter meinte, der Hund müsse nicht zwingend mit dem Dummy direkt neben mir einparken, aber wenn er es macht, umso schöner)
2. Zu Anfang 15m unangeleint im Fuß auf den Richter zu, dann wird die Aufgabe erklärt: 5m mit dem Hund zur Startposition laufen, Schuss & Markierung fällt auf einen mehrere Meter hohen Steilhang vor uns, nun ohne Hund zur 10m entfernten zweiten Position parallel zu Markierung laufen, Hund heranholen und von dort auf die Markierung schicken, im Anschluss gemeinsam auf 9 Uhr drehen und den Hund in ein kleines Suchengebiet schicken, um einen Dummy zu arbeiten
Edison war immer noch ganz schön hibbelig. Wir stellten uns ein wenig zu früh auf, während das Team vor uns noch bei der Manöverkritik war. Nach ca. fünf Minuten durften wir dann starten. Ich entschied mich mit Edison unangeleint im Fuß auf den Richter zuzulaufen – das durfte jeder selbst vorher entscheiden. Ich lief entgegen meines ursprünglichen Tempos sehr langsam, warum auch immer!? Bestimmt wegen meiner Unsicherheit. Edison blieb trotz seiner Unausgeglichenheit an meinem linken Bein kleben. Puh! Endlich beim Richter-Helfer-Gespann angekommen, hörte ich mir erst einmal die Aufgabe an. Es war eine Kombination aus mehreren Elementen, dazu noch ein krasses Gelände. Meine Aufregung stieg, da ich zudem die erste Aufgabe noch im Gedächtnis hatte. Nachdem ich mit Edison zum Startpunkt gelaufen bin, setze ich ihn ab und signalisierte, dass es losgehen kann. Der Schuss fiel auf einem Hang, wo auch der Dummy flog. Nun musste ich einige Meter nach links laufen und fing wieder an zu überlegen, wie ich es mache, denn dafür musste ich an meiner Fellnase vorbei. Ich entschied mich wieder für ein gesprochenes Bleib – WHY!??? – und Edison schoss los. Ein geistesgegenwärtiges zweites Bleib meinerseits ließ Edison sofort umdrehen und zu mir zurückkommen. Beim Training ist er mir noch nicht einmal eingesprungen, WTF!? :((
Der Richter unterbrach die Übung. Er kam zu uns, um mir zu sagen, dass ein hinterhergebrülltes Signal beim Einspringen auf die Dauer keine Lösung sei. Besser wäre ihn einspringen zu lassen, rein gar nichts zu sagen und ihn dann nicht zum Erfolg kommen zu lassen. O-Ton: »Das macht er drei Mal und dann hat er keine Lust mehr.« Ok, wir beschlossen gemeinsam, dass wenn er nochmal einspringt, ich ihn laufen lasse. Der Schütze oben würde den Dummy dann wieder einsammeln, so dass Edison kein Erfolgserlebnis hat. Juti.
Also alles von vorn. Oben wurde geschossen und der Dummy erneut geworfen. Ich ließ Edison nun mittels Handsignal bleiben und lief los. Alles sehr viel entschlossener als zuvor. Bei der zweiten Position angekommen drehte ich mich um und sah Edison wunderbar sitzen. Er schaute mich fokussiert an als wolle er mir sagen: Wie geht’s nun weiter? Ich rief ihn ran. Er lief schnurstracks zu mir ohne auch nur an die Markierung oben zu denken. Nachdem ich ihn auf den Hang ausgerichtet hatte, schaute ich zum Richter rüber, um zu fragen, ob ich Edison schicken darf. Dieser nickte. Ich flüsterte Apport und meine Rakete schoss los. Jetzt realisierte ich erst, was für einen Steilhang er erklimmen muss. Ich hätte nie gedacht, dass er das so locker schafft. Mir entwich ein leises »WOW« als ich das mit ansehen durfte. Faszinierend! Oben brauchte er dann auch nicht lange bis er den Dummy fand und lief direkt den Abhang zurück runter, als wäre es ganz normales Gelände. Leider lief er mit dem Dummy an mir vorbei und schaute, was Julia hinter mir so machte. Ich musste ihn also kurz rufen, damit er kommt.
Nachdem er mir den Dummy gab, sollte ich mich auf 9 Uhr drehen und sah ein kleines Suchengebiet vor mir, in dem mehrere Dummies versteckt waren. Einer davon sollte geholt werden. Nun war ich wieder in meiner Komfortzone. Das hatten wir die letzten Wochen jeden Tag geübt. Gesagt, getan. Ich ging in die Knie, machte meine Handbewegung und flüsterte Such such in Edisons Ohr. Der schoss los ins Gestrüpp und brachte mir binnen zehn Sekunden einen Dummy. Danke Thomas fürs Beibringen, dass es für sowas die kleine Suche gibt! ;)
Manöverkritik mit dem Richter
(–) Einspringen (gleicher Führerfehler wie bei der Übung zuvor – doh :()
(–) Extra-Schlenker beim Einparken nach dem Apport, nochmal links und rechts geschaut
(+) Fußarbeit
(+) das Zu-mir-Rufen
(+) Geschwindigkeit beim Apport (schnell raus, Dummy schnell gefunden und schnell wieder zurück)
(+) kleine Suche lief exzellent
3. Walk-Up: Richter gibt Startzeichen, Hund & Halter laufen los, nach ca. 7m fällt Schuss & Markierung, Hund & Halter müssen stehen bleiben, Hund wird nach Aufforderung des Richters geschickt
Bei dieser Aufgabe wusste ich definitiv nicht, was auf mich zukommt. Der Richter erklärte mir die Aufgabe bzw. was überhaupt ein Walk-Up ist. Ich hatte zwar schon davon gelesen, aber wenn man dann auf einmal mittendrin steckt, ist es nochmal was ganz anderes. Am Startpunkt leinte ich Edison ab. Der Richter stand mit mir auf einer Linie. Ich gab ihm das Zeichen, dass ich bereit sei. Er gab darauf das Go und ich gab Edison das Signal Fuß. Wir liefen alle gemeinsam los. Dann fiel irgendwann ein Schuss und wir blieben stehen, um den Dummy zu markieren. Edison blieb leider nicht sofort stehen, er war mir eine länge voraus, verfolgte aber die Markierung. Ich musste ihn demzufolge korrigieren, damit er wieder direkt an meine Seite saß. Dann kam das OK des Richters und ich schickte ihn. Der Apport lief zumindest ganz gut. Edison brachte mir den Dummy ohne Probleme. Alles in allem war die Aufgabe doch verdammt schnell vorüber und ich fragte, ob das schon alles sei. :D
Manöverkritik mit dem Richter
(–) Fußarbeit (beim Signal Fuß hat der Hund sich hinzusetzen, wenn ich stehenbleibe)
(+) Markierleistung
Jetzt ging’s erstmal in die Mittagspause. Ein großes Buffet war angerichtet. Dazu wurde noch gegrillt. Keine Essenswünsche blieben offen. Da Edison und ich die letzten beiden Starter waren, stießen wir wohl als Letzte dazu. Sigrid wartete mit Frieda bereits auf uns. Sie hatte auch schon ein Stück Quiche verputzt, die Julia gebacken hatte. Zu unserer Freude muss sie wohl auch anderen geschmeckt haben, denn Julia kam nicht mehr dazu sie zu probieren, sie war bereits alle. Also holte Julia für uns eine Bratwurst, Kartoffelsalat und zum Dessert gab’s Tiramisu. Lecker! Beim Essen konnte ich auch ein wenig entspannen. Edison raubte mir nämlich ein wenig den Nerv durch sein ständiges Fiepen in den Wartepausen.
Zwischendurch wurde heimlich Geld für Günther Schmieter gesammelt, dem für seine Anstrengungen ein Seminar bei der doch recht bekannten Norma Zvolsky geschenkt werden sollte. Nach einer guten Stunde ging es dann weiter. Alle begaben sich wieder zurück in ihr Gebiete für die letzte Aufgabe. Diese hatte es bei uns wirklich in sich und forderte vollste Konzentration von allen Gespannen.
4. Zwei Teams stellen sich in 6–7m Entfernung nebeneinander auf und beobachten ein Treiben mit zwei Schüssen auf 12 Uhr, danach erfolgt eine Drehung auf 6 Uhr, um in ca. 50m Entfernung ein Schuss mit Markierung zu verfolgen, der Dummy fliegt dabei in eine tiefe Senke, so dass der Hund nicht 100%ig markieren kann, der erste Hund wird auf diesen Markierung geschickt, der andere muss warten, danach drehen sich beide Gespanne wieder zurück auf 12 Uhr und der zweite Hund wird in eine große Suche geschickt, wo das Treiben zuvor stattfand, im Anschluss werden die Positionen der Gespanne gewechselt und die Aufgaben in vertauschten Rollen noch einmal gemacht
Da Edison und ich wieder als letztes in die Aufgabe durften, mussten wir knapp drei Stunden warten bis es endlich losging. Um die Zeit zu überbrücken, bin ich mit ihm zwischendurch spazieren gegangen. So konnte er zumindest ein wenig laufen und schnüffeln. Danach habe ich ihn abgelegt, um selbst mal einen kurzen Blick auf die anderen Gespanne bei dieser Aufgabe zu werfen. Julia hatte sich derweil schon einen guten Platz zum Fotografieren auf einem Hügel gesucht. Dann schnappte ich mir irgendwann meinen Chaoten, um schonmal Aufstellung zu beziehen. Die Teams vor uns waren quasi fertig. Leider weit gefehlt, die Richter unterhielten sich noch gut zehn Minuten mit ihnen. Dadurch merkte ich wie mein Kleiner leider wieder ein wenig unter Strom geriet, hmpf. Ich muss mir für die Zukunft auf jeden Fall eine andere Strategie zulegen.
Dann ging es endlich los. Uns wurde der vordere Platz zugewiesen, d.h. links neben uns stand das zweite Gespann. Der Richter bot uns an, die Hunde beim Treiben und der anschließenden Markierung angeleint zu lassen, um ein Einspringen zu verhindern. Ich entschied mich Edison abzuleinen. Beide Teams gaben dem Richter das Zeichen zum Loslegen. Dieser signalisierte wiederum den Leuten vor uns, das Treiben zu starten. Eine kleinere Gruppe lief unter großem Getöse von links nach rechts, wobei auch zweimal geschossen wurde. Edison verfolgte das Geschehen mit Argusaugen. Dann durften wir uns umdrehen. Was im Training ohne Probleme klappt, war heute ein wenig holperig. Immerhin saß er schließlich wieder an meinem linken Bein. Danach signalisierte ich Edison mittels Handzeichen zu bleiben. Ein Schuss fiel und der Dummy flog im hohen Bogen in eine Senke. Weder wir noch die Hunde sahen, wo der Dummy landete. Jetzt wurde es spannend, denn der andere Hund durfte die Markierung zuerst arbeiten. Er wurde geschickt … und Edison blieb sitzen. Yes, so kenne ich ihn, er hat nichtmal gezuckt. Ich schaute zu ihm runter und lächelte ihn stolz an. Das schien er gemerkt zu haben und schaute kurz zu mir hoch.
Nachdem der andere Hund seinen Dummy abgab, durften wir uns wieder umdrehen. Der Richter deutete an, dass ich Edison nun ins Suchengebiet schicken könne. Ich beugte mich also runter zu ihm und flüsterte Search in sein Ohr während ich meine übliche Handbewegung dabei machte. Er peste direkt los und fing an zu suchen. Ich hatte keine Ahnung, wo die Dummies lagen, konnte ihm also überhaupt nicht helfen. Meine rote Fellnase schnüffelte sich bis zu den Personen durch, die das Treiben veranstaltet hatten, blieb aber leider ohne Erfolg und drehte um. Als er wieder einige Meter vor mir stand, fragte ich den Richter, ob ich ihn ein weiteres Mal schicken könne. Er nickte. Also holte ich Edison zu mir und schickte ihn ein zweites Mal ins Suchengebiet. Wieder lief er mitten rein und revierte. Nach einer knappen Minute war er wieder bis ganz nach hinten durch und lief die Strecke von ganz allein wieder zurück. Er schien einfach kein Glück zu haben, ließ aber auch nicht locker. Ich wollte ihn ein letztes Mal in eine andere Richtung lotsen, wo er noch nicht gesucht hatte, also fragte ich den Richter erneut. Er nickte. Edison kam auf meinen Rückruf sofort zu mir. Nun wechselte ich den Winkel, damit Edison einen anderen Weg nehmen musste. Er schoss auf mein Signal wieder los als wäre es das erste Mal. Ausdauer und Willen hat er ja, ich frage mich nur, warum er die ersten beiden Runden nichts gefunden hat!? Also fragte ich den Richter, ob wirklich noch Dummies versteckt seien, weil ich schwer glauben konnte, dass meine Schnüffelnase nix findet. Er nickte. Auf einmal merkte ich, wie er Witterung zu bekommen schien. Und siehe da, dieses Mal fand er den Dummy endlich. Mir fiel ein Stein vom Herzen.
Jetzt wurden die Plätze getauscht. Wieder ließ ich Edison unangeleint. Das Treiben fand er übrigens wieder sehr spannend wie schon beim ersten Mal. Das Umdrehen war wieder nicht der Hit, sei’s drum. Dann der Schuss und der Dummy flog. Ich schaut nach links, um mir das OK vom Richter zu holen. Dieser nickte und ich rief leise Apport. Darauf hatte Edison bestimmt den ganzen Tag gewartet. Pfeilschnell preschte er über die Ebene bis zum Übergang zur Senke, wo er bergab musste. Ein kurzes Abbremsen und schon verschwand er in der Kuhle und somit aus meiner Sicht. Sekunden vergingen. Ich wusste aber, wenn er einmal da runter läuft, kommt er nicht mit leerem Fang zurück. Ich sollte nicht enttäuscht werden. Kurze Zeit später rannte er nämlich genauso schnell wieder zu mir zurück. Ich liebe diese Power, die in ihm steckt. Die Abgabe war am Ende perfekt, so wie ich das von ihm kenne.
Zu guter Letzt drehten wir uns ein weiteres Mal auf 12 Uhr um. Nun durfte der andere Hund suchen und wir zugucken. Dieser schien aber irgendwie nicht genau zu verstehen, was seine Führerin von ihm wollte, denn nach einigen Metern stoppte er und schaute sie an. Auch ein zweiter Versuch schlug fehl, nachdem sie sich auf Rat des Richters umdrehen sollte. Der Hund lief einfach zurück zu ihr. Da half ihr der Richter, indem er einige Schritte ins Suchengebiet machte. Nun sollte sie ihn nochmal schicken und siehe da, jetzt lief ihr Hund in Richtung des Richters. Ein weiteres Signal und schwups fing er an weiter zu suchen. Schließlich brachte er ihr den Dummy und die Aufgabe wurde beendet.
Am Ende gab uns der Richter noch einen Tipp, wie man eine Freiverlorensuche aufbauen könne – Stichwort Tannenbaum: erst von breit zu spitz, um schnell erfolgreich zu sein und dann das ganze umgekehrt, um eine gewisse Tiefe zu trainieren – und erklärte, dass ein einmalig erteiltes Signal ausreichen muss, um den Hund suchen zu lassen. Falls der Hund sich umdreht und/oder hinsetzt und seinen Besitzer fragt, sollte der sich einfach umdrehen, nach dem Motto: »Ich weiß auch nicht, wo der Dummy liegt. Du hast von mir einen Auftrag bekommen, also such weiter.«
Manöverkritik mit den Richtern
(–) 180°-Drehungen (Führerfehler, für sowas habe ich ein Signal, warum benutze ich es nicht!?)
(–) mehrfaches Ansetzen bei der Suche (kann ich mir nicht erklären)
(+) Steadyness (kein Einspringen, kein Ton, kein Zucken)
(+) Geschwindigkeit beim Apport
(+) Ausdauer und Willen bei der Suche
Nach der letzten Aufgabe ging’s wieder zurück zum Sammelpunkt, wo bereits viele auf die Siegerehrung warteten. Vorher ließen Carina und wir es uns aber nicht nehmen, nochmal ein Bild unserer zwei Clowns zu machen. Sie scheinen beide einen Narren am anderen gefressen zu haben. Wirklich niedlich die zwei! :)
Bei der Siegerehrung standen alle Gespanne nochmal im Kreis um Günther Schmieter herum. Nach und nach wurden die besten drei aus jeder Gruppe nach vorn gerufen und durften sich einen Preis abholen. Zwischendurch gab es obendrein eine Tombola, bei der Kleinigkeiten an die gezogenen Startnummern verteilt wurden. Als es kurz vor Ende einen rosa Futterbeutel zu gewinnen gab, schien ich wohl mein restliches an dem Tag zur Verfügung stehendes Glück in die Waagschale geworfen zu haben, denn meine Nummer wurde gezogen. Naja, immerhin hatte ich so die Lacher auf meiner Seite. :D Nachdem alle Preise und Gewinne den Besitzer gewechselt hatten, wurde Günther besagtes Präsent übergeben. Da insgesamt mehr Geld als nötig gesammelt wurde, hat man sich entschieden den Rest zu spenden. Eine gute Idee! Last but not least wurde jedem Teilnehmer noch eine Dose Leckerchen für den Hund in die Hand gedrückt. So ging ein spannender, abwechslungsreicher Tag zu Ende.
Fazit
Ich habe viel über mich und Edison gelernt. Uns fehlt natürlich die Routine auf solchen Workingtests, ganz klar. Da funktioniert noch nichts automatisiert. Ich überlege in den Aufgaben viel zu sehr als einfach nur zu machen. Diese Unsicherheit spürt mein Kleiner bestimmt in irgendeiner Form. Erst in der letzten Aufgabe bin ich ein wenig aufgetaut. Ich wollte es vermutlich zu sehr, zu gut machen. Außerdem hat mich Edisons Gefiepe kalt erwischt und zur Weißglut getrieben. Keine gute Kombi: unausgeglichener Hund und genervter Hundeführer. Dieses Fiepen zwischendurch habe ich bestimmt schon ’nen halbes Jahr nicht mehr bei ihm erlebt, sprich seitdem ich bei Thomas trainiere. Ich hege ja ein wenig die Vermutung, dass es auch daran lag, dass Julia seit langem mal wieder dabei war. Er versucht nämlich immer sein Rudel zusammenzuhalten und die Aufmerksamkeit von einem von uns zu erhaschen. Trennen wir uns, weil der eine z.B. Fotos macht, dann findet er das doof und verleiht dem Ausdruck in Form von Fiepen. Für die Zukunft muss ich mir was einfallen lassen. Wäre doch blöd, wenn Julia in Zukunft nicht mehr mitkommen kann. Während der Aufgaben ist das übrigens wie weggeblasen, er ist still und fokussiert. Aber da gibt es ja auch genug Action. ;)
Ansonsten kann ich sagen, dass es die Aufgaben in der Schnupperklasse ganz schön in sich hatten. Einiges davon kannte ich bereits aus dem Training, anderes war dagegen Neuland bzw. in der Kombination neu für mich. Allein, dass bei jeder Aufgabe geschossen wurde, hat dem ganzen einen neuen Reiz gegeben. Auch wenn ich auf dem Heimweg ein wenig enttäuscht über unsere Leistung war, so hat mir der Workingtest im Nachhinein gut getan, denn ich weiß nun, woran ich weiter arbeiten muss.
Balsam für die Seele war dagegen mit Sicherheit die ganzen anderen Hunde erleben zu dürfen. Wann hat man in Deutschland schonmal die Möglichkeit mehr als 50 Toller auf einmal zu sehen? Zudem war das Event wirklich gut organisiert. An dieser Stelle möchte ich ein großes Dankeschön an alle Beteiligten aussprechen, die dies überhaupt erst möglich gemacht haben. Es hat viel Spaß gemacht. Im nächsten Jahr sieht man uns bestimmt wieder! :)