Einer von Zweien hatte Spaß
Wir durften heute nach drei Monaten zum ersten Mal wieder auf den großen Trainingsplatz. Nicole hatte bereits die Hütchen für den Begleithundeparcours aufgebaut, um für die Prüfung in zwei Wochen zu üben. Da wir nächste Woche Samstag in Groningen auf unserer ersten Hundeshow mit Edison sein werden, war das somit unsere Generalprobe.
Gleich vorweg: Ich war regelgerecht niedergeschmettert nach unserer Vorstellung. Edison und ich hatten sooo viel geübt und wirklich tolle Fortschritte gemacht. Er läuft mittlerweile problemlos bis zu 30 Minuten unangeleint im Fuß neben mir wenn wir spazierengehen. Ich war so stolz auf ihn, dass ich dachte, nun kann uns gar nichts mehr passieren, wir werden es allen zeigen auf dem Platz. Und das Erste, was der rote Teufel macht, nachdem ich ihn an Hütchen Nummer zwei abgeleint hatte: er haut direkt mal ab, um den Junghunden am Zaun »Hallo« zu sagen. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit kam er auf mein Rufen zurück zu mir. Ich war so perplex, dass ich nicht wirklich wusste, wie ich damit umgehen sollte. Nach drei Schritten bedankte sich Edison dann erneut mit einem weiteren Ausreisser. Ein Maulwurfshügel hatte es ihm angetan, den er unbedingt markieren musste – übrigens seit ein paar Wochen seine Lieblingsbeschäftigung. :/
Irgendwie kamen wir dann am Hütchen für die Ablage an. Ich dachte mir, gut Komfortzone, das hat bisher noch immer geklappt. Also zeigte ich Edison an, zu bleiben und entfernte mich wie sonst auch. Tja, irgendwann ist wohl immer das erste Mal. Er stand nämlich auf und lief mir hinterher. War das wirklich mein Hund? Zu meiner Freude wollte sich Edison nun auch nicht mehr anleinen lassen, er hatte stattdessen einen Heidenspaß über den Platz zu rasen. Lisa war so nett und hielt ihn für mich fest als er auf sie zu lief.
Nun wies mich Nicole an, dass ich auf diese Weise nicht vom Platz gehen dürfe, da sich der Hund das sicher merken wird. Ich brauche ein Erfolgserlebnis. Also habe ich Edison wieder zurück zum Ablageplatz gebracht und das ganze nochmal von vorn begonnen. Ich sollte Edison aber nicht wie üblich abrufen, sondern nach einer kurzen Zeit einfach wieder zurück zu ihm laufen, ihn anleinen, loben und dann zum Ausgang laufen.
Nach mir waren die anderen drei an der Reihe. Nur Lisa mit Lina lief gut, so dass sie die Prüfung bestanden hätte. Die anderen beiden hatten ebenso wie ich kein Glück. Wirklich jeder Hund entfernte sich bei der Ablage und lief rum. Was war da los? Vor zwei Wochen noch alles eitel Sonnenschein, heute ging alles schief.
Zu guter letzt durfte ich dann noch ein zweites Mal auf den Platz. Auch wenn ich vollkommen bedient war, bin ich mit Edison die zwei Bahnen Leinenführigkeit und die zwei Bahnen Freifolge bei Fuß bis zum Ablageplatz gelaufen. Ich fand uns nur so lala, von außen sah aber alles gut aus versicherte mir Julia. Ich musste mir erst die Fotos anschauen, um das zu glauben.
Leider stand Edison dann bei der Ablage erneut auf. Immerhin hatte ich dieses Mal keine Probleme beim wiederholten Zurücklaufen und dem Ablegen. Nicole meinte, ich solle nun mal endlich Tacheles mit Edison reden. Er blieb nun auch sitzen, jedoch durfte ich ihn wieder nicht abrufen. Nun sollte ich zurück zu ihm, einmal um ihn herum laufen und wieder zurück zum Wartepunkt spazieren. Nach ca. 30 Sekunden sollte ich ihn dann wartenderweise wieder einsammeln. Den anschließenden Dummyapport mussten im übrigen alle bis auf Lisa aussetzen, da die Hunde für ihre schlechte Leistung nicht belohnt werden sollten.
Nach unserer desaströsen Vorstellung bat Nicole sofort ihre Hilfe an und schlug einen weiteren Termin zum Üben außer der Reihe vor. Nun heißt es also Sonderschichten fahren. Unsere wirkliche Generalprobe wird also nochmal auf einen späteren Zeitpunkt verschoben.
Der besch****ne Tag wurde übrigens so richtig schön abgerundet, als Edison auf dem anschließenden Spaziergang noch in herumliegenden Stacheldraht treten musste. Zum Glück ist nicht viel passiert, nur eine winzige Verletzung an seiner Hinterhand. Man man man …